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Franziska

Initial Coin Offering – ICO

Was ist ein Initial Coin Offering (ICO)?

Ein Initial Coin Offering (ICO) ist die Aufnahme von Kapital für eine Unternehmensgründung oder ein Projekt durch Kryptowährungen. Die Finanzierungsrunde richtet sich an eine breite Masse von Kapitalgebern. Anders als beim klassischen Crowdfunding agieren die Käufer nicht als Spender, sondern haben als Investoren ein Interesse an der Wertsteigerung ihrer "Anteile", der sogenannten Tokens (Crowdsales). Käufer können die Tokens alternativ als Zahlungsmittel auf der zukünftigen Plattform einsetzen.

ICOs werden überwiegend mit anderen Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ether abgewickelt. Bei vielen Projekten lassen sich Tokens zudem mit Fiat-Währungen wie Euro oder Dollar erwerben.

Weil ICOs im Verkauf von Tokens einem Börsengang ähneln, werden sie auch als ICPOs (Initial Public Coin Offerings) bezeichnet. Im Gegensatz zu IPOs erfolgt die Kapitalaufnahme unreguliert und dezentralisiert. Es gibt keine Autorität, die den Verkauf reglementiert. Tokens können dadurch statt an einer zentralen Börse auf verschiedenen Marktplätzen gehandelt werden.

Für Unternehmen bringen ICOs große Freiheit. Sie können ohne kostenspielige Auflagen Kapital einsammeln, müssen im Gegenzug aber keine Unternehmensanteile abtreten. Das macht diese Art der Finanzierung sehr attraktiv für Start-ups und kleinere Firmen. Viele Unternehmen behalten für die "Mühe", die ein ICO veranschlagt, einen Teil der Coins ein.

Art der Tokens beim ICO

Es gibt drei Oberbegriffe für Tokens beim Initial Coin Offering.

Als Security Token werden alle Tokens bezeichnet, hinter denen sich ein bestimmter Vermögensgegenstand versteckt. Das können Coins sein, aber auch Immobilien oder Edelmetalle.

Das Revenue Share Token (oder Equity Token) steht für einen bestimmten "Stake" am Projekt und ähnelt somit einer Aktie. Smart Contracts, das heißt programmierte Vereinbarungen, definieren die Ausschüttungen nach bestimmten Regeln. Der Käufer kann so im Code ersehen, wie und in welcher Höhe er Zahlungen erhält. Der Code basiert auf existierender Technologie wie Ethereum.

Beim Utility Token kreiert das ausgebende Unternehmen eine neue Währung. Die Coins lassen sich nach Umsetzung des Projekts als Zahlungsmittel einsetzen. Das entspricht vom Ansatz her mehr dem Crowdfunding: Käufer bekommen für ihre Vorauszahlung eine spätere Gegenleistung.

Wie funktioniert eine ICO-Kampagne?

Um Geld aufzunehmen, bereitet das Unternehmen oder Projektkonsortium eine ICO-Kampagne vor. Mit ihr werden die technischen und organisatorischen Rahmenbedingungen, die Kommunikationsstrategie und die Materialien festgelegt. Zur Erläuterung hat sich das sogenannte Whitepaper etabliert. In ihm beschreiben die Macher die Ziele, die Höhe der Finanzierung, die Dauer der Kampagne und der Eigenanteil des Unternehmens an den Coins. Das Whitepaper ist für Investoren der Dreh- und Angelpunkt: Mögliche Schwächen eines ICOs zeigen sich oft schon hier.

Sobald die Kryptowährung programmiert und die Kampagne vorbereitet ist, geht das Unternehmen mit der Kapitalaufnahme publik. Meist wird für die ICO-Kampagne eine eigene Website oder Landing Page erstellt, auf der sich Interessenten über die Coins informieren können. Die Bewerbung findet auf vielen Kanälen statt. Manche Kampagnen haben durch Mund-zu-Mund-Propaganda den größten Erfolg, bei anderen werden gezielt Anzeigen in Suchmaschinen, in sozialen Medien oder auf Sammelseiten geschaltet.

Neben dem eigentlichen ICO gibt es den Pre-ICO. Unternehmen nutzen diese Phase einerseits, um im Vorfeld mehr "Buzz" zu schaffen. Die Tokens sind daher meist günstiger und zu anderen Smart Contracts zu haben als die Tokens des Haupt-ICO. Andererseits lassen sich so bereits die ersten Kosten der Kampagne decken.

Interessenten erwerben die Tokens gegen Fiat-Währungen oder andere Kryptowährungen, solange die Kampagne läuft. Sie endet zu einem im Vornherein definierten Datum. Falls das Finanzierungsziel nicht erreicht wurde, gehen die Euros beziehungsweise die Coins zurück an die Kapitalgeber. Wurde das Mindestziel dagegen erreicht, war die Kampagne erfolgreich und das Unternehmen oder Projekt wird gestartet.

Beispiele für erfolgreiche Initial Coin Offerings

Eines der bekanntesten Krypto-Projekte, Ethereum, nahm seinen Anfang in einem ICO (damals hieß es allerdings noch nicht so). Die Entwicklung startete im ersten Quartal 2014 und wurde durch eine mehrmonatige Kampagne, in der Nutzer Ether-Coins mit Bitcoin kaufen konnten, finanziert. Ein weiteres Beispiel für eine erfolgreiche Kampage ist EOS.IO, das sich aktuell in der Entwicklung befindet.

Selbst bekannte Services greifen die das ICO-Konzept auf. So soll sich der beliebte Messenger Telegram in der Planung einer Blockchain-Plattform befinden, deren Finanzierung mit einem ICO gestemmt wird.

Vorteile von ICOs

ICOs haben einen entscheidenden Vorteil gegenüber klassischen Kapitalrunden. Sie sind, wie Blockchain generell, unabhängig von gesetzlichen Vorgaben und Regularien. Staatliche Auflagen wie die Beglaubigung wichtiger Vorgänge durch den Notar oder der Abschluss von Verträgen fallen weg. Start-ups können so schnell und unkompliziert ins Geschäft einsteigen.

Wer sich überlegt, Aktien zu kaufen, muss oft eine gewisse Kapitalstärke mitbringen. Aktien lassen sich nicht "stückeln". Ein ICO dagegen erschließt neue Interessentenkreise. Investoren können bereits mit kleinen Beiträgen am Projekt teilhaben.

Egal, ob es sich um eine Neugründung oder die Erweiterung des Geschäfts dreht: Die ausgegebenen Tokens lassen sich auf vielen Marktplätzen handelt. Das gibt Käufern die Freiheit, selbst über ihre Tokens zu bestimmen.

Nachteile von ICOs und Kritik

Die Freiheit von ICOs zieht einige Nachteile mit sich. Ein Großteil der ICOs scheitert beispielsweise an der mangelnden Vorbereitung. Programmierfehler öffnen Manipulationen Tür und Tor, die Bedingungen des ICO sind für Laien im Code schwer nachvollziehbar. Das führt zu enttäuschten Erwartungen und somit einem schlechten Image von ICOs.

Nicht zuletzt durch zahlreiche betrügerische Initiativen, die als ICOs getarnt waren, hat der Ruf von Blockchain-basierten Projekten weiter gelitten. Kritiker werfen Initiatoren stümperhafte Arbeit, und Käufern Blindheit beziehungsweise mangelnde Sorgfalt bei der Auswahl ihrer Investitionen vor.

Fakt ist: Gerade weil die Regularien fehlen, ist das Risiko eines Totalausfalls hoch. Eine Rückzahlung ist bei Scheitern nicht garantiert. Und selbst gut gemanagte Projekte, die Umsatz generieren, sichern keine Rendite auf die Tokens.

China hat im September 2017 ein Verbot für ICOs ausgeprochen, mit der Begründung, dass dahinter oft kriminelle Machenschaften stecken. Kapitalaufnahme auf diese Weise gefährde die wirtschaftliche Stabilität. Die Ankündigung traf die Kryptoszene hart. Denn China war einer der wichtigsten Umschlagplätze für ICOs. Andere Länder haben nachgezogen und die Finanzierung über ICOs behördlich eingeschränkt. Weitere Regularien sind womöglich nur eine Frage der Zeit.

Auf was sollten Interessenten bei ICOs achten?

Wie bei allem, was Blockchain betrifft, gilt der Grundsatz: Wenn ich es nicht verstehe und nicht daran glaube, sollte ich es nicht kaufen. Interessenten sollten den ICO daher so gut wie möglich recherchieren:

  • Welches Unternehmen, welches Team steckt dahinter?
  • Wie kann man mit dem Team in Kontakt treten?
  • Wer sind die Partner und was ist ihre Motivation?
  • Wie sieht der Code aus und was sind die darin programmierten Bedingungen?
  • Sind die Informationen im Whitepaper detailliert, nachvollziehbar und verständlich?
  • Gibt es bereits ein vorzeigbares Produkt?
  • Wie nachhaltig ist das Projekt?

Schützenhilfe leisten Checklisten, wie unsere 72 Best Practices im Umgang mit Kryptowährungen.

Vorsicht ist auch bei allem geboten, das nach Betrug aussieht. Interessenten sollten zum Beispiel keiner Zahlungsaufforderung per Messenger folgen.

Wo und wie finden Interessenten ICOs?

Wer methodisch suchen möchte, findet eine Liste von aktuellen ICOs auf Registern wie ICO Alert oder ICO Watchlist. Des weiteren wird über ICOs auf einschlägigen News-Seiten und in Special-Interest-Medien berichtet. Unternehmen schalten nicht zuletzt gezielt Anzeigen an Nutzer von sozialen Plattformen, die Interesse an Kryptowährungen zeigen.

Gute Ratschläge finden potentielle Käufer in der exzellent vernetzten Kryptocommunity. Auf Foren, Reddit, in Telegram-, WhatsApp- und Facebook-Gruppen geben sich User Empfehlungen und diskutieren Vor- und Nachteile.

Disclaimer: Der Handel mit Kryptowährungen birgt ein hohes Risiko und kann bis zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals führen. Keine der hier aufgeführten Informationen sind als Anlageberatatung zu verstehen. Alle genannten Kurse sind ohne Gewähr. Bitte beachten Sie dazu auch den den Haftungsausschluss im Impressum.
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